Damit es nicht eine Kammer des Schreckens wird. Mein erstes Großprojekt – und das auch noch: nicht für mich.

Anfang Dezember war es auch als ich von einem Freund hörte, dass er nun eine Kammer als begehbaren Kleiderschrank und für alles was er sonst nicht so in der Wohnung rumstehen haben möchte, hat – und mit dem derzeitigen GroßanbieterRegalSystem so gar nicht glücklich ist.

Pling Pling, kleine Freudenexplosion in meinem Inneren – ob er sich vielleicht vorstellen kann, daß ich ihm was passendes baue? Vorschlag gemacht, Kammer besichtigt – sofortige Visionen über den Ausbau: beidseitiges Einverständnis (und ihm auch noch klar gemacht, dass ich das alles mit der Hand säge/zubereite und noch kein Profi bin), freudiger Handschlag drauf!

Cool! Regale! Mal in einem etwas anderen Format als sonst! ujujuiiii, aber doch auch ne ganz schön große Nummer. Da ich noch mein anderes Projekt zu bauen hatte, konnte ich zumindest in Gedanken schon verschiedene Optionen durchgehen. Die eine Ecke hatte ich sofort vor Augen – mit einem Probebrett bin ich zwischendurch schonmal hin um zu schauen ob’s passt – damit ich dann mit mehr Zeit auch schon die anderen Bretter für diese Ecke bauen kann.

Der Anfang.

Beim Einsetzen des Brettes wurde mir die erste wirkliche Herausforderung bewußt: die neu eingesetzte Trockenbauwand ist leicht schief, so dass die Winkel und Maße auf den verschiedenen Ebenen leiiiiiiiiicht variieren, so dass ich nicht sechs Bretter mit gleichen Maßen als Ausgangsvariante zusägen konnte. Herrjee – wie misst man denn das aus? Zumal in dem Moment noch nicht klar war auf welcher Höhe die Bretter angebracht werden sollten… hm! Und so Zollstöcke sind ja auch einfach mal voll unpraktisch manchmal! Wie gut dass ich vom Nähen ein Maßband dabei hatte. Und seit diesem Projekt habe ich auch einen Winkelmesser – habe ja schließlich hier zwei Winkel die vom Rechten abweichen! Gut so!

Dennoch hatte ich erstmal noch mehr zu denken. Wie soll ich – ohne immer vor Ort sein zu können, sondern in meiner heimischen Werkstatt – die Bretter den Gegebenheiten anpassen? Und wie soll eigentlich die andere Seite des Raumes ausgebaut werden? Also so grundlegend war mir das schon klar und mit dem künftigen Nutzer besprochen, jedoch gab es da so winzige entscheidende Feinheiten in der Konstruktion zu beachten – wie würde das alles eigentlich halten, das eine Regal wird in sich halten, aber das Andere wird eine abschließende Wand brauchen. Aber eigentlich will ich da etwas Offenes: aber was gibt dem Ganzen dann den nötigen Halt?


Wie oft ich mir während dieser Gedankenspiele jemanden mit entsprechendem Know-How gewünscht habe! Es wurde so nach und nach jedoch immer konkreter und nach Weihnachten begann ich die Einkäufe der Materialien zu machen. Dem ging natürlich voraus, dass ich Größen/Maße und Preise recherchierte. Wie gut, dass ich mich zudem auch allzu gern in Baumärkten rumtreibe! Und das nach Weihnachten – herrlich (ohne Ironie!).

Die weiteren 5 Bretter (für die Ecke hinter der Tür) zu sägen war wirklich nicht schön! 600mm breit und jeweils zwei Schnitte diagonal zur Holzfaser mit der japanischen Handsäge… ich begann zu recherchieren welche Holzwerkstatt mich aufnehmen könnte (ich fand eine in die ich in fünf Tagen hätte einreiten können). Mit ner Maschine könnte ich ein Brett schön sauber in 1,5 Minuten hinbekommen. Bei mir dauerte auf meine heimische Weise ein Brett mit Ausfransungen und stundenlangem mit der Hand nachschleifen – etwa ne Stunde. Heul. Wäre das Resultat wenigstens befriedigend gewesen – ok. Dann fiel mir die Stichsäge ein! Warum erst jetzt? Eigentlich wollte ich die drinnen nicht benutzen – drum. Aber die Not war echt groß! Denn erst in 5 Tagen weitermachen zu können wäre bei meinem Tatendrang und meinem geheimen Zeitplan nicht drinnen gewesen (in 5 Tagen wollt ich schon alles weiß lackiert haben). Damit die frontale Kante schön sauber werden würde, zog ich eine neue Linie und setzte die Stichsäge an. Das erste Brett wurde super! Juchu! Zwar hatte ich keine Schutzbrille& keinen Atemschutz und die Holzspäne flogen mir ins Gesicht, aber egal! Jedoch ab dem zweiten Brett ging es nicht mehr gut weiter, die Kanten fransten sogar noch mehr aus aus eh schon ….. STOOOOP. Erneute kurze Krise. Auf Grund meines starken Pragmatismus: recht zügige Besinnung (nicht Besinnungslosigkeit!) und Abwägen der Möglichkeiten: Rückkehr zur guten alten japanischen Handsäge plus Geduld! Schritt für Schritt war fortan mein Motto – mit der Melodie von NKOTB Step by Step im Ohr.

Ich muss das mit der „japanischen Handsäge“ immer wieder Benennen, da ich seit der ersten Benutzung einer solchen, nicht mehr nachvollziehen kann warum man was anderes nehmen sollte (man braucht etwa 80Prozent weniger Kraft und bestimmt auch 70Prozent weniger Sägezüge, wie ich beim Kürzen von Leisten im Baumarkt zum Transport nochmal praktisch erfahren durfte – die hatten KEINE japanische Säge).

Irgendwann waren diese Eckbretter jedenfalls geschafft, puh, jedoch gab es ja noch weitere 16 zu sägen. 9 a 250mm Breite und 7 a 400mm Breite. Ich fing mit den langen Dünnen an und zu meinem Glück ging das fast wie von selbst. Meine Motivation und Stimmung schossen ins Unermessliche und so konnte mich nichts mehr stoppen. Außer nach 6 Brettern die Tatsache dass es mitten in der Nacht war und ich müde war. So ließ ich drei Bretter für einen guten Start am nächsten Tag übrig.

Ab da ging es mit dem Sägen und Schleifen Schritt für Schritt weiter. Ich mußte mir jedoch noch Gedanken um den Rahmen um die schmalen Bretter machen und mir kamen Winkel in den Sinn. Die selber zu machen verwarf ich nach 10 Sekunden Bedenkzeit (weil alles was ich per Hand und mit angemessenem Zeitaufwand hätte produzieren können, was Stabilität versprochen hätte, optisch nicht meiner leichten Vision gefolgt wäre) und fing die Onlinerecherche an. Schnell fand ich was ich suchte! KlickKlack bestellt, genau zum richtigen Zeitpunkt war die Lieferung da.

Bis dahin gab es aber noch drei weitere Komplexe zu bearbeiten. Die 7 Bretter a 400mm Breite und die beiden Seitenwände a 2230mm Höhe – in die dann die vielen Bretter eingepaßt werden und auf denen auch viel der Last verteilt sein wird.

Dem Weihnachtsmann sei dank, ich hatte ein paar tolle Stemmeisen und einen riesigen Holzhammer unter dem Weihnachtsbaum der Schwiegerfamilie! Die kamen hier sowas von gut zum Einsatz! Und der größere HandschleifKlotz- großartig! Also schon damit hab ich mir nen Wolf geschliffen – aber wie wäre das nur mit meinem vorherigen Kleineren geworden? Dinge über die ich zum Glück nicht nachdenken muss!

Ach ja, Leisten für die Bretter hinter der Tür und die 40cm tiefen Bretter links an die Wand – braucht’s auch!

Fast alles fertig gesägt und geschliffen sah es ganz schön nebelig bei mir aus:

Nächster Schritt: weiß grundieren und lackieren – zumindest den ersten Schwung, damit das dann alles schonmal vor Ort gebracht und sogar schon angebracht werden kann. Außerdem müssen nochmal genau die Maße für die 40cm tiefen Bretter genommen werden, bzw. der Winkel ganz genau abgemessen werden. Dann können die letzten Säger getan und alles komplett lackiert werden.

Juchu, in der heimischen Werkstatt alle Arbeiten erledigt, übrigens der 9. Arbeitstag in der Weihnachts- und Neujahrszeit. Am 10. Tag dann der große Umzug des bearbeiteten Holzes. Erwähnte ich, dass ich alles aus dem 5. Stock im Altbau in den zum Glück nur 3. Stock Neubau schleppen muß? Aber mit viel Vorfreude und etwas Angst – ob alles passen wird, und mit ganz viel Werkzeug noch.

Zum Glück war das Eckholz, die Leisten und das schmale hohe Holz schon an seinem Ziel!

Dadurch dass ich die Tage zu Hause gearbeitet hab – und immer bis spät in die Nacht, und ich Urlaub vom Job hab – verschob sich mein Tag-Nacht-Rhytmus etwas und ich konnte immer schwer vor 10 Uhr aufstehen PLUS gemütlich zu mir kommen und genüßlich zwei leckere Cappuccino trinken – bestenfalls noch Croissants dazu essen. DENN ICH HABE JA URLAUB UND MACHE DAS ALLES ZUM VERGNÜGEN UND LERNEN. So dass ich an diesem Transport Tag – ein Samstag – erst um halb3 alles vor Ort hatte und dann erst meine Skizzen für die Bohrlöcher an die Wand malen konnte. Also die Skizzen errechnete ich natürlich auch erst in dem Moment. Das dauerte und dauerte, dann das Vorbohren der Leisten und nochmaliges Prüfen… und dann konnte es endlich losgehen. Soweit ging alles gut, bis auf einige Stellen in der Betonwand – kennst Du das, wenn der Bohrer einfach abrutscht und bevor Du Dich versiehst ist das Loch echt groß, aber nicht so tief wie soll? Oder in der Trockenbauwand wenn da plötzlich nach 1,5cm nichts mehr geht, auch erhöhter Kraftaufwand nichts bringt – Du denkst, dass da wohl ein Träger der Wand ist, also bohrst Du das Loch zuerst 4 cm weiter vorne – dann 3cm weiter hinten – natürlich in der Leiste auch schön vorgebohrt, so dass alle Löcher zu sehen sind! Und nachdem das alles nichts bringt, weil da überall nach 1,5cm Schluß ist, der pure Kraft-Gewalt-Bohrakt folgt und das dann auch noch beim ersten Loch erfolgreich… Hach… da fehlte es mir wohl an Wissen und Erfahrung. Naja, das hab ich jetzt jedenfalls.

Und während dessen läuft stundenlang meine Musik geshuffelt und ich bin glücklich und wünschte ich könnte solche Tage wie diesen und die letzten öfter haben – da klingelt und klopft jemand an der Tür und ein Blick auf die Uhr verrät mir den Grund. Kurz vor 22 Uhr. An einem Samstag. Ich öffne mit leidigem Blick wegen des lärmenden Unglücks der Nachbarin die Tür und entschuldige mich und senke mein Haupt. Wie konnte das nur passieren – ganz die Zeit vergessen! Weils so viel Spaß gemacht und mich herausgefordert hat. Ich verspreche ihr, dass ich nur noch zwei StemmeisenSchläge machen werde und dann mucksmäuschen still bin. Sie ist immer noch entsetzt und droht die Polizei zu rufen wenn nach Zehn noch Lärm ist – ich rufe ihr nach wie leid es mir tut, dass ich die Zeit nicht im Auge hatte, dass ich ihren Frust verstehe… grummel grummel. Ob sie mir wohl verzeiht wenn ich ihr eines meiner Pflänzchen vor die Tür stelle – bzw. persönlich übergebe? Oder ob sie dann trotzdem rum meckern würde – bei allem Recht zu ihrer Empörung – oder sie sich dann wieder beruhigen und meine Entschuldigung annehmen würde. Da fällt mir die Geschichte vom Hammer von Paul Watzlawick ein – was mich belustigend verunsichert wie ich mit der Situation umgehen werde.

Also mußte ich aufhören – immerhin waren längst alle Löcher gebohrt, und auch die Tausend Winkel und Leisten waren schon angeschraubt… ganz leise legte ich die Bretter an die vorhergesehenen Orte – da ich mir jedoch keinen Lärm mehr erlauben durfte, konnte ich sie nicht ihn ihre endgültige Form hämmern und so mußte ich nun gestern alles ziemlich schräg zurücklassen:

Nächster Tag: Alles grade machen – so gut es geht! Nachdem ich den Tag heut morgen mit dem zeitigen Aufstehen super gestartet hab (irgendwie bin ich auch gern ein Frühaufsteher – also wenns was zu tun gibt) und meinen regulären Dienst hinter mich gebracht habe (mit Gespräch mit der Cheffin über meine zukünftigen Pläne!!!), ging es danach zu meinem weißen Projekt. Ich hatte noch nicht verdrängt welche Ecken und Kanten mir schon Samstag ins Auge stachen, also gleich dran gemacht. Ich mußte die langen Bretter nochmal ab nehmen (und sogar noch mal einen der Winkel neu anbohren – iiiiiiirgendwie war der eine einfach 0,5cm zu hoch und das ging gar nicht! jetzt ist er richtig hoch, jedoch einen Müh weiter rechts als die anderen, aber es fällt zum Glück nicht auf).

Das Einsetzen der Bretter in das hohe Halte-Brett war der reine Gewaltakt, zum Glück war ich geistesanwesend und schlug nicht mit dem Hammer wie eine Irre auf das Geschnitzte Holz, sondern hielt eine Leiste dazwischen. Aber krass. Laut. Gewalt pur.

Die langen schmalen Bretter, die zuvor geschmeidig und grade an der Wand lagen, ließen nun plötzlich am optisch wichtigsten Punkt etwa 0,5cm Luft zwischen sich und Wand – hä? Also mußte ich nochmal ordentlich sägen und schleifen und etwas fluchen, aber am Ende ging es dann irgendwie. Aber ich bin froh, dass dies für einen Freund ist, der auch kleine Macken hoffentlich mit Liebe annehmen wird. Wenn nicht – haben wir beide ein Problem! Hehe… Nun also die dazugehörigen Fotos:

Es fehlt immer noch ein wichtiges Detail, jedoch warte ich noch auf die Lieferung. Ich habe eine ausgefuchste Idee und hoffe dass ich diese Umsetzen kann. Dazu muß ich mich jedoch noch mal aus elektronischer Sicht schlau machen. Die zweite Variante ginge auch, wäre aber nur ein Drittel so cool. Drum wird hier eines Tages noch ein Nachtrag kommen.

Ich bin jedenfalls jetzt auch echt froh dass es geschafft ist! Mein nächstes Großprojekt mach ich nicht nur mit der heiligen japanischen Handsäge und dem Schleifklotz! Da müssen dann sägende Maschinen ran. Und mein Wissen das ich aus den Fehlern mitnehme.

Nochmal nächster Tag: nachdem doch tatsächlich noch am frühen Abend das ersehnte Paket kam und der Freund erst 6 Std. später landen sollte, machte ich mich zur Vollendung auf den Weg. Wie aufregend! Dass war noch mal ein aufregendes Gefummel (das klingt jetzt komisch – aber mir fällt keine treffende andere Umschreibung ein!) – hier erstmal die Fotos:

Ich testete den Schlauch im zusammengerollten Zustand, alles wunderbar. Dann fummelte ich alles sehr mühselig durch die schon von mir eingeplanten Aussparungen, an entscheidenden Stellen hatte ich sogar 45Grad winklige Aussparungen eingesägt, damit der Schlauch nie einen zu starken „Knick“ machen muss. Hat super geklappt. Dann zum Ende hin stellte ich fest, dass der Schlauch zu kurz ist- was mich wundert, da ich in meiner Planung eher von einem Überschuss von ca. 1,5m ausging …. jetzt fehlen jedoch eher ein Meter bis zum mindesten Punkt, eher 1,5 – was ja heißen würde es sind 3m zu wenig!? Das heißt ich hab mich entweder krass verkalkuliert, oder die haben sich vermessen. Ich konnte gestern aufgrund fehlender Nerven und ohne Zollstock/bzw. Maßband nicht nachmessen. Männö! Ach so: und dann ergab es sich noch zu allem Überfluss, dass die letzten etwa 2 existenten Meter nicht mehr leuchteten als ichs dann nach der Montage anknipste. Wackelkontakt zwischen Meter 3-4. Also gibts das jetzt noch zu organisieren und klären… nunjaaaa. (das mit dem Lichtschlauch ist nun auch geklärt, statt der nicht funktionierenden und zu kurzen 15m habe ich nun durchgehend leuchtende 20m eingebaut… was echt ein Gefummel war.)

Trotz allem war ich selbst fasziniert über die Gesamtwirkung – obwohl es für meinen Geschmack zu hell ist. Zum Glück weiss ich inzwischen, dass der jetzige Nutzer das suuuuper so findet! Ich hatte schon überlegt noch einen Dimmer dazwischen zu Bauen… aber das braucht er nicht.

Jedenfalls war ich wirklich aufgeregt wie ihm das nun alles gefällt. Da es ihm sehr gefällt, fällt mir nun eine riesige Last freudig von den Schultern. Was für eine Abenteuer!

Es wird weitergehen mit mir und dem Holz – das Universum fädelt alles wunderbar für mich ein, freu mich so darüber! Zu Hause jedoch vorerst nur überschaubare kleinere Holzprojekte. Und sowieso muss ich jetzt erstmal einen ZaubererUmhang für mein Patenkind nähen – gleich die nächste Herausforderung der anderen Art.

Herzliche Grüße! San

Nachtrag zum Design dieses Beitrages: ich sah dass in der für Euch lesbaren Variante die Fotos und Schrift teilweise nicht optisch perfekt aufgereiht sind, ich habs versucht zu ändern, gebe aber jetzt erstmal auf, denn es gibt wichtigeres! Bei sowas stoße ich durchaus an meine Grenzen, und ich will mich hier nicht ärgern, sondern freuen!

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